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Der Sturm in mir

  • Autorenbild: Windgedanken
    Windgedanken
  • 26. Mai 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Mein Kopf ist geordnet, doch mein Herz ist ein Chaos. Meine Brust zieht sich zusammen und macht mir das Atmen schwer, als würden die Tränen nur auf den nächsten Moment warten, in dem sie hervorbrechen können.

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Ich kann mich ablenken, doch der Schmerz bleibt. Ich bin gefangen in dem Gefühl in mir, in den Gedanken, die mich runtermachen, in dem Ziehen in meiner Brust. Trauer und Wut. Ich will schreien und um mich schlagen, doch dann weine ich nur und schweige, denn alles was ich denke, scheint keinen Sinn zu ergeben. Ich fühle mich hilflos dem Sturm in mir ausgeliefert, auch wenn ich spüre, wie stark meine Hülle ist. Mein Inneres ist wund und verzweifelt, doch ich sitze fokussiert da, ohne die Miene zu verziehen, während ich darüber schreibe, welche intensiven Gefühle in mir wüten.


Ich weiß, dass es wieder besser werden wird. Ich weiß, dass es sich gerade auch wegen meiner Zyklusphase so schlimm anfühlt. Deshalb ziehe ich mich zurück, versuche die Unfairness nicht herauszulassen, die von reiner Emotion genährt ist. Von vergangenem Schmerz und unterdrückter Wut. Ich gehe, um mich nicht auch noch schlecht zu fühlen, weil ich ausspreche, was ich denke. Doch dadurch schwelt es in mir, ich fühle mich allein mit diesen geschärften Gedanken, die sich plötzlich gegen mich richten. Ich kenne sie und bin enttäuscht. Enttäuscht, weil sie wieder da sind. Ich schreie sie an und schlage sie zurück. Seid gefälligst leise, verdammte Scheiße. Ihr habt keine Ahnung.


Ich gebe mein Bestes. Es wird vorbeigehen, es wird besser werden. Es fühlt sich an, als sei meine Brust in einen festen Käfig gesperrt, der alles im Zaum hält, das um sich schlagen will. Ich schäme mich für meine Schwäche, noch ein Grund, warum ich mich zurückziehe. Ich schäme mich dafür, dass ich es nicht schaffe, all diese belastenden Gedanken und Gefühle loszulassen. Ich versuche, nicht darin zu baden, aber zu mehr bin ich nicht in der Lage. Ich kann nur weitermachen, weiterlaufen und hoffen, dass jeder Moment ein bisschen leichter ist als der davor. Es gibt nichts, worüber ich sprechen möchte. Ich möchte die Bilder nicht wieder heraufbeschwören, die mit solcher Intensität auf mich eingestürzt sind. Ich will sie nicht mit Worten nachzeichnen, den Ekel nicht erneut spüren, den Abscheu und all diese Wut, die so fest auf meiner Brust saß. Kein wütendes Wort kam über meine Lippen, immer nur Tränen und Verzweiflung.


Und jetzt? Jetzt bin ich wütend, doch ich weiß, dass es nicht die richtige Stelle wäre, es herauszulassen. Nicht bei dir. Ich weiß es und ich spüre Verzweiflung, weil ich mich dadurch so allein fühle. Ich will es nicht rauslassen, will niemanden verletzten, also verletze ich mich selbst. Innerlich. Schiebe diese Gedanken immer wieder beiseite, schiebe das Gefühl in den Hintergrund, kaputt zu sein, falsch zu sein, niemals genug für die Menschen, die mich lieben. Niemals genug, um endlich stark genug zu sein. Immer wieder nur schwach, allein und verzweifelt.


Ein Mädchen, das sich selbst umarmt, weil zu viele Menschen es nicht taten. Das zu oft gehört hat, dass sie sich zusammenreißen soll, dass ihre Tränen nicht echt seien, dass es nicht okay ist, wütend auf ihn zu sein. Er hat nichts falsch gemacht, denn du bist die Frau. Es ist deine Aufgabe, still zu sein, dich anzupassen, im Hintergrund leise zu sein. Das bin ich nicht mehr und doch ziehe ich mich zurück, weil ich Angst davor habe, mich noch falscher zu fühlen, mit jedem Wort, das ich sage.


Ich will dir nichts vorspielen, aber wie kann ich dir sagen, was ich fühle, wenn ich mich danach nur schwach fühle. Wie kann ich ertragen, dass es mir so geht, wenn es mit Worten in den Raum gemalt wird. Deshalb schreibe ich. Ich schreibe sie auf, denn dann steht es zwar hier, Schwarz auf Weiß, doch nur meine Augen lesen es, nur mir vertraue ich an, was mein Inneres aufwühlt.


Die Angst vor Respektlosigkeit versetzt mich in Wut. Ich will ihn zurückstoßen und ihn anschreien, wütend sein, weil der andere mich nicht respektiert hat, wütend sein, weil er nur abwertende Worte für mich übrig hatte. Als sei ich es nicht wert gewesen, mit ihm auf eine Stufe gestellt zu werden. Ich bin auch wütend auf mein vergangenes Ich, das sich nicht gewehrt hat, das ihn nicht angeschrien, ihn nicht weggestoßen oder ihn einfach verlassen hat. Es tut mir leid, damals nicht stark genug gewesen zu sein. Es tut mir leid, dass ich das mit mir habe machen lassen. Dass ich erduldet habe, dass er mich darum gebeten hat, anders zu sein. Ich bin nicht gegangen, obwohl alles in mir explodierte. Ich habe es in mir eingesperrt. Der Alkohol, zu viel, zu regelmäßig. Die Selbstverständlichkeit dahinter und wieder dieses Gefühl: nicht er, sondern ich bin falsch. Ich, weil ich nicht mitmache, ich, weil ich es nicht gut finde. Und wieder ich, die geblieben ist, obwohl sie all das furchtbar fand. Obwohl ich mich immer wieder verraten habe.


Es ist vorbei. Es ist vorbei. Es ist vorbei.



 
 
 

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