Ich werde niemals ein Buch schreiben
- Windgedanken

- 29. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Am liebsten würde ich diesen Satz sofort wieder durchstreichen. Was, wenn ich wirklich nie ein Buch schreiben werde? Das sollte ich mir am besten gar nicht erst einreden. Zumal ich mir seit 10 Jahren jedes Jahr fest vornehme, dieses Jahr endlich ein Buch zu schreiben. Ich habe schon tausendmal gegoogelt "wie schreibe ich ein Buch" und habe ein Pinterest Board voller Inspirationssprüche.

Fakt ist: all meine bisherigen Projekte sind nicht an meinen negativen Glaubenssätzen oder fehlender Motivation gescheitert. Sondern an meinen Ansprüchen.
Es fällt mir nicht schwer, ein Buch neu anzufangen. Ich habe keine Angst vor der leeren Seite. Wenn ich ein Word-Dokument neu erstelle, bin ich euphorisch, es gleich mit all meinen Ideen füllen zu können. Erwartungsfrei lasse ich auf die Seite fließen, was mir durch den Kopf wandert. Schwierig wird es für mich, wenn die ersten Ideen weiterentwickelt werden sollen. Wenn es darum geht, ein Konzept zu entwickeln und einen Rahmen zu schaffen. Dann ist plötzlich nichts mehr gut genug. Die eine Idee ist zu langweilig, die andere zu wenig umfangreich, für die dritte bin ich einfach nicht gut genug. Und schon lege ich ein weiteres Projekt zu den Akten. Es ist mir unangenehm, jedes Jahr erneut ohne Buch abschließen zu müssen. Aber bestimmt nächstes Jahr. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich es "nicht genug will". Ich bin zu willensschwach. Zu faul, zu abgelenkt, zu bequem. Es gibt tausend Ausreden, die ich immer wieder heranziehen kann, um mir zu erklären, warum ich immer noch nicht dieses heiß ersehnten Schlusspunkt gesetzt habe. Letztendlich sind es alles Ausreden. Ich schreibe regelmäßig. Ich schreibe am Laptop und per Hand. Ich sammle Ideen, habe immer ein Notizbuch parat und fange Inspirationen ein, wenn sie sich bieten. Ich betrachte mich als Schreiberling. Aber zu einer Buchautorin bin ich nie geworden. Ein Buch wäre der Ritterschlag. Deshalb muss es perfekt werden. Aber ich bin nicht perfekt, deshalb schaffe ich es nicht. Ich starte mühsame Versuche, nur um kurz darauf erneut mein Scheitern eingestehen zu müssen. Manchmal erzähle ich anderen von meinen Plänen, um den sozialen Druck zu erhöhen, dann wieder erzähle ich niemandem davon, um mich nicht dafür schämen zu müssen, wenn das unvermeidbare Versagen an die Tür klopft.
Das Schreiben bedeutet mir so viel, dass ich es nur mit anderen teilen möchte, wenn es perfekt ist. Denn was, wenn es das nicht ist? Was, wenn ich für das kritisiert werde, was ich schreibe? Wenn es niemand gut findet? Was, wenn ich immer dachte, ich wäre gut darin, aber eigentlich bin ich es gar nicht? Zerbröselt dann einfach dieser Teil meiner Identität? Ich will nicht verlieren, was mir so wichtig ist. Und Ablehnung könnte vielleicht dazu führen, dass mir dieser Anker keinen Halt mehr geben kann. Ich habe Angst, so viel von mir zu teilen, denn nur selten bin ich ehrlicher als in geschriebenen Worten.



Liebe Schreiberin,
vielleicht liegt das Glück, das Ziel gar nicht in einem Buch. Manchmal jagt man einem Traum hinterher, einem Wunsch, den man einmal unheimlich stark in sich gespürt hat, einer Sehnsucht...
Du schreibst unheimlich plastisch und eindrucksvoll - gut, um mit dir auf die Reise zu gehen.
Kurzgeschichten, das wäre mein Gedanke. Ich mag die, denn man muss sich nicht in ein Buch vertiefen, sondern kann sich, einfach zwischendurch oder vor dem Einschlafen, daran erfreuen.
Ich wünsche Dir Freude beim Schreiben - ohne Druck, einfach weil es Spaß macht und Deine Leserinnen und Leser es genießen von Dir zu lesen.
Dein Follower ;-)